Diesmal nimmt der slowakische Großmeister Igor Stohl eine Nebenvariante im Spanier unter die Lupe, die in letzter Zeit auf hohem Niveau populär geworden ist: 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 a6 4.La4 b5 5.Lb3 Sa5!?
Die sogenannte Norwegische Verteidigung – der Nachziehende expandiert radikal am Damenflügel und schickt sich an, den gegnerischen weißfeldrigen Läufer und damit die wertvollste Leichtfigur des Anziehenden im Spanier zu liquidieren. Der Preis dafür ist, dass Schwarz in der Entwicklung zurückfällt. 6.d4 (eine andere Hauptfortsetzung ist 6.0-0 d6 7.d4., wonach Schwarz die Wahl hat zwischen 7...exd4, was die Stellung öffnet, und dem zurückhaltenderen 7...Sxb3 8.axb3 f6. Dagegen mag der sofortige Einschlag 6.Lxf7+?! Kxf7 7.Sxe5+ Ke7, hauptsächlich im Blitz- oder Schnellschach verwendet, auf den ersten Blick zwar gefährlich aussehen, bietet aber objektiv gesehen Weiß keine ausreichende Kompensation). 6...exd4 7.Dxd4
Weiß zentralisiert die Dame und behält die Möglichkeit, lang zu rochieren. 7...Lb7 (am flexibelsten) 8.Sc3 Se7.
Dieser Springerzug wurde von Mihail Marin in seinem Eröffnungsvideo in CBM 217 empfohlen, das die Partie Puranik-Carlsen, Doha 2023 zeigt, in welcher der Norweger stattdessen 8...d6 spielte. Rohrer,C - Peng,L 0-1 ging nun weiter mit 9.Lg5 (vielleicht ist 9.0-0 doch besser) f6 10.Le3, und hier hätte das einfache 10...Sxb3 11.axb3 Sc6
gefolgt von ...Lb4 und ...0-0 Schwarz eine sehr ordentliche Partie geboten.
"Im Allgemeinen scheint die Norwegische Verteidigung im Spanier eine brauchbare Nebenvariante zu sein, in der Schwarz in den meisten Zweigen das (manchmal etwas unruhige) Gleichgewicht hält. Allerdings muss man gut vorbereitet und taktisch hellwach sein! Wie schon unsere Stammpartie zeigt, verspricht der Entwicklungsvorsprung von Weiß oft kombinatorische Chancen." - Igor Stohl.